historisches Linienbustreffen am 25. September 2010
Zur Kulturhauptstadt Europas 2010 präsentierten wir die Nahverkehrsgeschichte in Essen.

Der öffentliche Personennahverkehr spielt im Ruhrgebiet eine wichtige Rolle, verbindet die Städte untereinander und bringt seit jeher alle Fahrgäste, vom Kumpel bis zum Angestellten sicher und pünktlich zur Arbeit und auch wieder nach Hause

Mit dem historischen Linienbustreffen am 25. September 2010 wurde der Kraftomnibus gefeiert, der seit 1925 zusammen mit der Straßenbahn die Hauptlast des ÖPNV in Essen trägt.

Aus ganz Deutschland reisten insgesamt 23 Old- und Youngtimerbusse an. Der älteste Vertreter war ein Opel-Blitz-Omnibus aus dem Jahr 1938, der eigens aus den Niederlanden angereist war. Dieses Fahrzeug war bis 1952 im dänischen Gilleleje im Linienverkehr im Einsatz. Seit dem wurde das Fahrzeug noch bis 1990 dazu verwendet, Arbeiter nach Kopenhagen zu fahren.

Die Fahrzeuge, die sich überwiegend im Privatbesitz befinden, entstammten der früher üblichen Palette deutscher Hersteller, wobei auch heute längst vergangene Fabrikate wie Büssing, Magirus und Co. mit von der Partie waren. Natürlich durfte ein typisches Anhängergespann der 1950er Jahre nicht fehlen. Auch ein Vertreter aus Ostdeutschland war zugegen.

Ein eigens eingerichteter Pendelverkehr mit historischen Omnibussen vom Hauptbahnhof zum Betriebshof Ruhrallee ließ schon die Anreise der über 1.000 Besucher zum Erlebnis werden. Als Höhepunkte galten sicherlich die Fotorundfahrten auf historischen Linienwegen, die u.a. vom Betriebshof über Stadtwald und Heisingen wieder zurück zum Betriebshof führten. Der Andrang war zeitweise kaum zu bewältigen und die Warteschlangen nahmen einfach nicht ab. Die Besucher kamen aus ganz Deutschland und haben sich über solch eine Anzahl von Linienbussen sichtlich gefreut. Zwei Kinder aus München haben ihre Mutter solange bearbeitet, bis sich alle am Samstagmorgen für fünf Stunden in den Zug setzten, damit sie für vier Stunden an der Veranstaltung teilnehmen konnten. Anschließend ging es wieder fünf Stunden mit dem Zug zurück nach München.

Neben Getränke- und Essständen gab es diverse Bus- und TramShops von verschiedenen Anbietern, sowie eine Kinderanimation mit Schminkstand, Hüpfburg und einem Malwettbewerb, wo die Kinder Preise gewinnen konnten.

Die über 70 aktiven Mitarbeiter der VHAG und Gastteilnehmer wurden in Ilonas Kantine hervorragend mit Speisen und Getränken versorgt. Ihr und all den anderen Helfern vom Betriebshof Ruhrallee gilt unser ganz besonderer Dank. Durch ihren Rat und ihren Taten haben Sie maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass dies eine sehr gelungene und bis jetzt auch einmalige, Veranstaltung war und hoffen auf eine Wiederholung.

Folgende Fahrzeuge haben teilgenommen:

AG Nahverkehr Dortmund
MAN
SG 220
Baujahr 1979
  VhAg der WSW, Wuppertal
MAN
SG 192 Bautruppwagen
Baujahr 1975
ASEAG, Aachen
MAN
SG 242
Baujahr 1992
  Verein hist. Stadtverkehr Lübeck
Daimler-Benz
O 317
Baujahr 1959
IG Setra, Celle
Kässbohrer
Setra SG 180 S
Baujahr 1984
  NVV AG-möbus, Mönchengladbach
MAN
750 HO-SL
Baujahr 1969
PVG, Schenefeld
Daimler-Benz/Jessen
O 309 D Bergziege
Baujahr 1981/82
  Cottbusverkehr, Cottbus
Ikarus
280.03
Baujahr 1989
Stadtwerke Münster
Büssing/Emmelmann
Präsident Verbund Gelenkwagen
Baujahr 1965
  Stadtwerke Remscheid
MAN
750 HO Metrobus
Baujahr 1970
Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte, Wuppertal
Büssing
Präfekt 13D
Baujahr 1970
  VhAg der WSW, Wuppertal
Mercedes-Benz
O 305
Baujahr 1983
Stefan Klare, Münster
MAN
SG 192
Baujahr 1980
  Standardbus GbR, Krefeld
Mercedes-Benz
O 305 G
Baujahr 1985
Braunschweiger Verkehrs-AG
Büssing/Ludewig
Senator Verbund/Aero 1 1/2-Deck
Baujahr 1965
  Essener Verkehrs-AG/ VHAG EVAG e.V.
Daimler-Benz/Ludewig
O 317/Aero 1 1/2-Deck
Baujahr 1972
Reisebüro Adorf, Düsseldorf
Magirus
O 3500
Baujahr 1953
  Reisebüro Adorf, Düsseldorf
FW Recklinghausen
OM 3000
Baujahr 1956
Josef Albrecht, Aalen
Magirus-Deutz
260 SH 110
Baujahr 1979
  Frits Spierings, NL
Opel/Söro
Blitz
Baujahr 1938
Rheinbahn Düsseldorf/ Linie D e.V.
Mercedes-Benz
O 305
Baujahr 1985
  O-Bus Museum Solingen e.V.
MAN/Schörling
13.168 HK Turmwagen
Baujahr 1981
Rizor, Hildesheim/ IG Traditionsbus Südniedersachsen
Mercedes-Benz
O 307
Baujahr 1986
  Wissmüller, Michelstadt
Büssing
Präfekt 11
Baujahr 1966
Wir bedanken uns bei den Teilnehmern, ohne die wir ein solch buntes Treiben gar nicht erst veranstaltet bekommen hätten; bei unseren Mitgliedern, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen geholfen haben; bei den zahlreichen Besuchern, die uns gezeigt haben, dass wir nicht umsonst über zwei Jahre auf diesen Tag hin gearbeitet haben und bei unseren Sponsoren:
Mercedes-Benz, offizieller Förderer der VHAG EVAG e.V.   Essener Verkehrs-AG   Fahrzeug-Technik Hattingen - Dreseler und Stephan GmbH   HIB-Umwelttechnik   Sparkassen Essen


Der Linienbus im Ruhrgebiet

Der Linienbus entstand aus der Postkutsche, welche zu Anfang die wichtigsten Städte im Ruhrgebiet miteinander verbunden hatte. Im Zuge des rasanten, technischen Fortschritts zum Ende des 19. Jahrhunderts fuhr im Siegerland 1885 auch die erste motorbetriebene Kutsche. Knapp 40 Jahre später ging auch der erste Kraftomnibus im Ruhrgebiet auf Linie.
Da durch die Industrialisierung der Bedarf an Mobilität anstieg, etablierte sich dort Ende des 19. Jahrhunderts zuerst die Straßenbahn. Deren Netz wurde bis zum ersten Weltkrieg ständig ausge-baut. Nach dem Krieg ging der Ausbau zwar weiter, doch konnte nicht sofort jede geplante Strecke gebaut werden.

Als Alternative zur Straßenbahn entwickelten sich schnell ergänzende Busverbindungen. Diese ermöglichten eine flächendeckende Bedienung des Ruhrgebiets. Bis zum zweiten Weltkrieg wuchs das Busnetz stetig, bis Kraftstoffe und Reifen teilweise rationiert und oft auch die Fahrzeuge selbst eingezogen wurden.

Nach dem Krieg ging der Siegeszug des Busses weiter und man konnte geradezu das Wirtschaftswunder im Bus erleben, der auch heute noch ein wichtiger Bestandteil für den ÖPNV im Ruhrgebiet ist.

In Essen wurde, als besondere Betriebsform der so genannte Spurbus eingeführt, welcher die Vorteile von Straßenbahn (Spurführung auf eigener Trasse) und Bus (Flexibilität) in sich vereint.

Die Fahrzeuge entwickelten sich stetig fort, von der Kutsche zum formschönen Linienbus. Nach den notdürftigen Bussen der unmittelbaren Nachkriegsjahre und den runden Typen der Wirtschaftswunderzeit entstand 1969 auf Initiative des Verbandes öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) der Standardlinienbus als Einheitstyp der Hersteller, dem etwa 10 Jahre später der Standard-II-Typ folgte.

Weitere 10 Jahre später stieg der Komfort für den Fahrgast durch die Einführung der ersten Niederfluromnibusse, die einen fast stufenlosen Ein- und Ausstieg ermöglichen. Mittlerweile ist dieser Typ bei den Verkehrsbetrieben im Ruhrgebiet fast flächendeckend im Einsatz, teilweise schon in der dritten Generation.

Essener Fahrzeughersteller mit überregionaler Bedeutung waren die Firma Krupp sowie der Aufbauspezialist Ludewig, bekannt vor allem durch den Anderthalbdecker, eine Eigenentwicklung Ludewigs.

Einen bebilderten Überblick über die in Essen eingesetzten Bustypen finden Sie in unserem Blick „aus dem Archiv“